
Regierungsbezirk Mittelfranken
Nürnberg (Stadt)
Nürnberg
völlig vom Vorkriegszustand ab. Anstelle der dichten Blockrandbebauung entstanden hier
Bauzeilen und aufgelöste Blöcke, welche mit weiten Freiflächen aufgelockert wurden.
Das ehem. Barfüßer Viertel, der östliche Abschnitt der Lorenzer Stadtseite, wurde bereits
durch die großen Neubauten von Gewerbemuseum und Norishalle im 19. Jh.
städtebaulich gesprengt, letztere durch einen denkmalwürdigen und denkmalpflegerisch
sanierten Neubau von 1965/67 ersetzt. Künstlerisch und stadtgeschichtlich bestimmend
für das Viertel sind die wenigen erhaltenen mittelalterlichen und spätmittelalterlichen
Kirchen mit den noch selteneren Profanbauten der Renaissancezeit geblieben.
Zentrum dieses Viertels ist selbstverständlich die am südlichen Pegnitzufer leicht erhöht
gelegene Lorenzkirche, die als Höhepunkt und Blickziel der geplanten kaiserlichen via
triumphalis (Karolinenstraße) konzipiert ist. Die Öffnung der Karolinenstraße, die
Rückgrat der staufischen Plangründung und Kern der Lorenzer Stadtseite war, ist bei dem
Wiederaufbau nach dem Zweiten Weltkrieg stark aufgeweitet worden, so dass eine
städtebauliche Ausweitung in der Nachfolge von Ideen des 19. Jh. entstanden ist.
Lediglich das Nassauerhaus, im Kern der einzige erhaltene Geschlechterturm Nürnbergs,
bezeichnet als Eckhaus schräg gegenüber der Westfassade der Lorenzkirche den
historischen Bezugs- und Grenzpunkt des alten Kirchplatzes.
St. Lorenz ist nicht nur Blickpunkt der Karolinenstraße sondern auch Angelpunkt der
Königstraße, da die Kirche eine Zäsur ihres Verlaufs und ebenso wichtigster Blickpunkt
von Süden und Norden ist. Mit der Mauthalle besitzt die Königstraße einen weiteren
gewichtigen Monumentalbau der reichsstädtischen Zeit. Die ehem. Klosterkirche St.
Klara ist durch die Neugestaltung der Straße im 19. Jh. ein städtebaulich stark
zurückgedrängtes Geschichtsdenkmal geworden, während die ursprünglich als Kirche
eines Pilgerspitals gegründete Marthakirche durch vorgestellte Geschäftshäuser sogar
gänzlich aus dem Stadt- und Straßenbild verdrängt wurde.
Auch die Johannisgasse mit einer Zeile kleiner Handwerkerhäuser des 16./17. Jh. und der
Bauhof mit dem Baumeisterhaus sind altstädtische Bereiche, die durch das 19. Jh. in ihrer
städtebaulichen Wirkung entweder völlig verdeckt oder eingeschränkt worden sind. Selbst
der a/jointfilesconvert/493219/bgeschiedene Bauhof zeigt genauso wie die Königstraße, wie die Luitpoldstraße und
auch die Lorenzer Straße, dass das Viertel im Wesentlichen seinen Charakter durch die
Baumaßnahmen des späten 19. Jh. erhalten hat.
Die Königstraße wurde als ungefähr nordsüdliche Hauptader und Verbindung von
Zentrum und Bahnhof umfassend im 19. Jh. neugegliedert und neugebaut. Heute noch
sind diese zahlreichen viergeschossigen Sandsteinbauten (Geschäftshäuser, Hotelbauten
und auch herrschaftliche Mietshäuser) zumeist im Neu-Nürnberger-Stil gehalten, für das
Straßenbild bestimmend. Doch selbst in diesem schon vom 19. Jh. umgestalteten Bereich,
hat der Wiederaufbau nach dem Zweiten Weltkrieg die Grundstückszahlen weiter
vermindert und dadurch die großflächige Bebauung vermehrt, wodurch im Süden der
Lorenzkirche beim Wiederaufbau Geschäftshäuser entstanden, welche sich über gesamte
Baublocks erstrecken.
Schon die großstädtische Bebauung des 19. Jh., etwa die Luitpoldstraße, die besonders
reich gestaltet auf dem Gelände des ehem. Klaraklosters neu angelegt worden war, ist
Ausdruck dieser systematisierten und vereinheitlichenden Tendenz. An der Königstraße
war dies im Vergleich weniger ausgeprägt, da sich hier heute noch die Unmöglichkeit
darstellen lässt, aus einer durch soviel Geschichte entstandenen Straße eine tatsächliche
begradigte "moderne" Achse zu machen.
Selbst mit den großflächigen Eingriffen des 20. Jh. sind die vielfältigsten an historischen
Stand 09.05.2015© Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege Seite 6
Comentarios a estos manuales