
Regierungsbezirk Mittelfranken
Nürnberg (Stadt)
Nürnberg
für die immer mehr wachsende Belegschaft der 1899 fusionierten Maschinenfabrik
Augsburg-Nürnberg (MAN) zu schaffen. 1910 wurde bereits mit dem Bau begonnen,
doch erst 1911 erfolgte die offizielle Gründung der Baugesellschaft m.b.H., deren
Gesellschafter Anton von Rieppel, die Maschinenfabrik, mehrere Beamte der MAN sowie
eine Vertretung der Wohnungssuchenden waren. In der Gartenstadt sollten nämlich nicht
nur die Arbeiter zur Miete wohnen und sich wie Eigentümer fühlen, es sollten auch die
"Beamten" (die höheren Angestellten) der Maschinenfabrik hier wohnen können. Die
Siedlung wurde nach Ludwig Werder, einem erfindungsreichen Mitarbeiter von Cramer-
Klett, benannt. Der Name weist somit auf die Tradition der wohltätigen
Fabrikherrensiedlung, wo auch im Namen ein Denkmal den Gründern gesetzt wurde.
Formal schließt sie sich an die für die Gartenstädte gleichzeitig entwickelten Prinzipien
an. So sollte der Direktanschluß (=Reihenhaus) und die verbindenden Bögen den
Gemeinschaftsgedanken zum Ausdruck bringen. Jedes Einfamilienhaus sollte eine eigene
Tür und einen Hausgarten haben, zum Nutzen und Vergnügen, hiermit war ein
"ländlicher" Charakter in weitläufiger Bebauungsweise programmiert. Interessanterweise
gab es für die Bewohner bereits seit 1911 eine eigene Gärtnerei. Der Wohnungsstandard
mit obligatorischem Bad und Klo war fortschrittlich.
Die Bebauungspläne stammen von dem insgesamt für die Siedlung verantwortlichen
Architekten Ludwig Ruff (1878-1934), dessen Sohn Franz Ruff nach dem Tod des Vaters
dessen Atelier und Arbeit weiterführte. Nach dem Bebauungsplan von 1910 war
grundsätzlich vermieden gleich von Anfang an alles umfassend planerisch festzulegen,
vielmehr die Bebauung sollte sich nach und nach entwickeln. So wird die Siedlung auch
gerne in zeitgenössischer Literatur als stilles Dorf oder als gewachsene Stadt des 18. Jh.
beschrieben, d.h. als organisch gewachsene Siedlung. Formal ist eine deutliche
Entwicklung von reicheren malerischen oder barockisierenden Hausgruppen zu schlichten
und sachlichen Hauseinheiten abzulesen., bereits im Ansatz bei Bauten vor dem Ersten
Weltkrieg. Nach dem Ersten Weltkrieg wurde bewusst versucht einfache Neubauten mit
nach Möglichkeit weitgehendster Typisierung zu errichten und in den letzten Jahren vor
dem Zweiten Weltkrieg wurden die äußeren Hausformen noch schlichter zugunsten eines
geräumigen Wohnungsprogramms. Uniformität wurde dadurch vermieden, dass bis in
diese Zeit die Straßenverläufe geschwungen bleiben und abwechslungsreiche Straßen-
und Platzbilder in der späten Nachfolge von Camillo Sitte hergestellt wurden. Die
Gartenstadt Werderau wurde bis in den Zweiten Weltkrieg hinein weitergebaut. Nach
Zerstörungen im Krieg wurden die Gebäude in den Jahren 1946 bis 1952 rekonstruierend
wiederaufgebaut und die entstandenen Baulücken behutsam wieder geschlossen.
In Anlehnung an den Gedanken der Gartenstadt wurden auch Gemeinschaftsbauten
errichtet, so neben der erwähnten Gärtnerei das obligate Gasthaus und ab 1913 auch der
"Marktplatz", ein Gemeinschaftszentrum mit dem formal charakteristischen Torhaus und
dem Öffentlichkeit signalisierenden Uhrtürmchen, sowie den zugehörigen Kaufläden.
Diese zentrale Bebauung konnte erst nach dem Ersten Weltkrieg fertig gebaut werden und
besitzt charakteristischerweise in Entsprechung seines städtischen Charakters die ersten
Stockwerkswohnungen.
E-5-64-000-5 Ensemble Ortskern Buch. Um 1800 war das alte Buch noch eine Stunde entfernt von
Nürnberg an der Leipziger Straße gelegen und bekannt wegen seiner Wirtshäuser. Heute
liegt das Dorf westlich der autobahnartig ausgebauten Erlanger Straße, was der Erhaltung
Stand 09.05.2015© Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege Seite 12
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